moderne urologische Vorsorge
Jeder Mann ab dem 45. Lebensjahr hat Anspruch auf eine jährliche gesetzliche Krebsfrüherkennung. Der Umfang der Vorsorgeuntersuchung wurde 1972 festgeschrieben und hat sich seitdem nicht geändert. Damals stand weder der Ultraschall noch die Blutuntersuchung mittels PSA (prostataspezifisches Antigen) zur Verfügung. Eine Früherkennung ist ohne den Ultraschall und ohne die PSA-Kontrolle nicht sinnvoll. Im Gegenteil zum Kassensystem übernimmt die private Krankenversicherung die Erbringung der oben aufgeführten Leistungen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung.
Die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) der gesetzlichen Krankenkassen legt folgende Bestandteile der Vorsorgeuntersuchung des Mannes fest:
- gezielte Anamnese
- Inspektion und Palpation des äußeren Genitales einschließlich der entsprechenden Hautareale
- Abtasten der Prostata vom After aus
- Palpation regionärer Lymphknoten
- Befundmitteilung mit anschließender Beratung
Um eine vernünftige Diagnostik zur Krebsfrüherkennung durchzuführen, bedarf es nicht nur einer klinischen Untersuchung mittels Abtasten, sondern auch einer Ultraschalluntersuchung der urologischen Organe (Prostata, Nieren, Hoden, Harnblase). Auch eine Laborkontrolle des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen) im Blut ist sinnvoll.
Da die Kosten der Ultraschalluntersuchung und der PSA-Bestimmung bei der Vorsorge nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, müssen diese vom Patienten selbst bezahlt werden.
Die Zusatzkosten für eine komplette und vernünftige Untersuchung zur Krebsfrüherkennung betragen aktuell 121 Euro.
Wir händigen jedem Patienten, der zur Vorsorgeuntersuchung kommt, ein Informationsheft aus. Die Flyer, die diesem Heft beigelegt sind, informieren Sie über den Inhalt sinnvoller Zusatzuntersuchungen. Diese Zusatzuntersuchungen, die im Rahmen der Vorsorge als individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) erbracht werden können, bilden die Grundsteine einer modernen Vorsorgeuntersuchung und ermöglichen es uns, viele, in erster Linie bösartige Erkrankungen, in ihrem heilbaren Frühstadium zu erkennen.
Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs
Durch den PSA-Test soll Prostatakrebs entdeckt werden, bevor er Beschwerden verursacht. Eine frühe Diagnose und Behandlung kann die Heilungschancen verbessern und das Risiko für Metastasen senken.
Die bisher einzige Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs, die in großen Studien erforscht wurde, ist der PSA-Test.
Zur Früherkennung ist der PSA-Test allerdings keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Viele Arztpraxen bieten ihn aber als „individuelle Gesundheitsleistung“ (IGeL) an, die man selbst bezahlen muss.
Transrektaler Ultraschall
Beim transrektalen Ultraschall (TRUS) können mit Hilfe einer Ultraschallsonde, die über den After in den Enddarm eingeführt wird, die Prostata und umliegende Gewebestrukturen auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Die Untersuchung ist schmerzlos, kann aber als unangenehm empfunden werden.
Die TRUS wird mitunter ergänzend zur Tastuntersuchung vorgenommen, um Größe, Lage und Ausdehnung eines Tumors genauer zu bestimmen.
Nierenkrebs
Nierenkrebs ist eine relativ seltene Tumorerkrankung. Nach der letzten Schätzung des Robert-Koch-Instituts erkranken pro Jahr etwa 8.800 Männer und 5.100 Frauen neu an Nierenkrebs. Damit hat das Nierenzellkarzinom einen Anteil von etwa drei Prozent an allen soliden bösartigen Tumoren.
Nierenkarzinome bereiten zunächst kaum Beschwerden. Deshalb werden die meisten – man spricht von über 90 Prozent – zufällig, zum Beispiel bei einer Ultraschalluntersuchung aus anderen Gründen, gefunden.
Je früher ein Nierenkarzinom erkannt wird, desto erfolgreicher kann die Behandlung sein. Eine jährliche Ultraschalluntersuchung der Nieren ist sinnvoll.
Hodenkrebs
Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich etwa 4.200 Männer neu an Hodenkrebs. Mit einem Anteil von 1,6% an allen Krebserkrankungen bei Männern gehört Hodenkrebs damit zu den eher seltenen Krebskrankheiten.
Im Unterschied zu den meisten anderen Tumorerkrankungen sind die Betroffenen zumeist noch sehr jung. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 38 Jahren.
Man sollte die Hoden regelmäßig selbst untersuchen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) ruft junge Männer zwischen 14 und 45 Jahren zum regelmäßigen „Hodencheck“ einmal im Monat auf.
Ergibt sich bei der Selbstuntersuchung ein entsprechender Verdacht, kann ein Urologe mithilfe einer Ultraschalluntersuchung abklären, ob ein Verdacht auf einen Tumor besteht und weitere diagnostische Maßnahmen einleiten.
Harnblasenkrebs
Achten Sie auf folgende Warnzeichen und suchen Sie gegebenenfalls Ihren Arzt auf bei
- allgemeinen Veränderungen beim Wasserlassen
- blutigem Urin, vor allem beim schmerzlosen Wasserlassen (kommt am häufigsten vor)
- vermehrtem Harndrang mit Druck auf der Blase
- so genanntem Blasengefühl – man spürt plötzlich, dass man eine Blase hat
Was tut Ihr Arzt?
Urinuntersuchung: Damit stellt der Arzt fest, ob eine Urinfärbung tatsächlich auf Blut zurückzuführen ist oder eine andere Ursache wie Medikamente oder bestimmte Lebensmittel (Rote Beete) hat.
Blasenspiegelung: Er wird dazu die Harnröhre örtlich betäuben und mit einem Gleitmittel versehen. Mit einem Zystoskop betrachtet er direkt das Innere der Harnblase. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten.
Bei der Frau ist die Untersuchung nahezu schmerzlos. Beim Mann werden die Beschwerden durch die örtliche Betäubung deutlich gelindert. Nachwirkungen der Untersuchung können für einige Stunden bzw. Tage beim Harnlassen vorübergehend Beschwerden auftreten.
A.Burdash, Facharzt für Urologie